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Innovationen. Oder was man tun kann, um sich wie Steve Jobs zu fühlen.

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BergeWenn man einen Berg besteigen will, dann sollte man sehr früh aufstehen. Um 4:00 Uhr stehe ich auf. Dann schaffe ich es vor Morgengrauen zum Parkplatz und kann dann ungestört und in der Kühle des Morgens den Aufstieg beginnen. Nach zwei Stunden sind so viele Höhenmeter geschafft, dass ich die Morgensonne auf halber Strecke begrüßen kann und nach etwa weiteren zwei Stunden (je nach Gipfel) ist die Spitze erreicht. Ich darf die Brotzeit auspacken und die Aussicht genießen. Ganz alleine. Es ist total still dort oben. Die Sonne erreicht jetzt erst die Täler unter dem Gipfel. Wolkenfetzen ziehen vorbei. Das einzige was man hört sind die Flügelschläge der Alpendohlen, die hoffen, etwas von meiner Brotzeit abzubekommen. Der Rundblick ist grandios. Ein erhabenes Gefühl. Ich komme mir vor wie ein kleiner König.

Beim Abstieg ist dann schnell Schluss mit der Träumerei, ich muss mich konzentrieren, die richtigen Tritte zu erwischen, kein Geröll loszutreten. Irgendwann begegne ich den ersten Menschen, die gerade den Berg hinaufkraxeln und verwundert zu mir aufsehen. „Wie kann’s denn sein, dass da jetzt schon einer runter kommt?“ Das scheinen die meisten zu denken. Und zum zweiten mal überkommt mich dieses königliche Gefühl. Die Sonne heizt den Hang und die Felsen nun mächtig auf. Bei denjenigen, die jetzt aufsteigen, fließt der Schweiß in strömen. Ihre Blicke verraten eine Mischung aus Neid und Bewunderung.

Bei diesem erneuten Anflug von Hochgefühl muss ich – wie komisch –  an Steve Jobs denken und daran, dass er sich zu Lebzeiten auch mal wie ein König gefühlt haben muss. Und zwar wenn er gerade von seinem Olymp herabgestiegen ist, um in der Apple Kantine eine vegane Mittagspause einzulegen. Er ist auch um 4 Uhr aufgestanden, hat bis zum Mittag bestimmt schon tausend eMails gelesen, das iPhone erfunden und nebenbei den Designern erklärt, auf welchen Schnickschnack man verzichten müsse, damit das Ding auch mal ein Apple Logo tragen darf. Ein wahrer König, dieser Jobs. Aber es ist nicht diese Arbeitswut, die ihn zum König machte, sondern seine Vision, der er sein Leben lang gefolgt ist.

Im Gegensatz zu IBM und anderen Computer Vordenkern, die meinten, Computer seien nur etwas für Spezialisten und für große Firmen, hatte Jobs sich schon in den Siebzigern in den Kopf gesetzt, dass er Computer bauen wollte, die von jedem Menschen genutzt werden können. Jeder Mensch sollte in der Lage sein, sein Leben mit Hilfe von Computern zu verbessern, zu inspirieren. Zu dieser Zeit – ein revolutionärer Gedanke. Aber genau diese Vision und die damit verbundenen qualitativen Ansprüche unterschied Jobs von allen anderen Top Managern dieser Zeit. Und diese Vision ist die Grundlage dafür, dass Apple heute das wertvollste Unternehmen der Welt ist.

Douglas C. Engelbart ist einer der wichtigsten Computerentwickler und Erfinder. Er hatte entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Computermaus! Aber kaum jemand kennt ihn. Warum?

Engelbart ist ein genialer Erfinder, aber eben kein Visionär. Was nützt eine bahnbrechende Innovation, wenn man nichts mit ihr anzufangen weiß? 1963 bereits stand das Konzept der Computermaus und der grafischen Benutzeroberfläche. 1968 präsentierte Engelbart dieses Konzept am Stanford Research Institute. Diese Präsentation wurde gefilmt und gilt heute noch als Mutter aller Demos.

Bis in das Jahr 1979 verfiel dieses Konzept unglaublicherweise in einen Dornröschenschlaf, bis der damals vierundzwanzig jährige Steve Jobs im Xerox Parc es wieder wach küsste. Der Xerox Ingenieur Larry Tesler präsentierte Jobs dieses Computermaus Bedienkonzept und Jobs konnte es nicht fassen, dass nur er hier das Revolutionäre an diesem Konzept erkannte. Ihm war klar, dass diese Computermaus den entscheidenden Impuls liefert, den er braucht, um seiner Vision einen großen Schritt näher zu kommen.

Zurück bei Apple verlangte er nichts anderes, als dass seine Entwickler umdenken sollten. Jobs wollte eine Bedienoberfläche mit Menüs und Fenstern. Und er wollte die Maus. Damit das aber zu einer Innovation werden konnte, musste das Konzept erheblich verbessert werden. Die Maus durfte nicht nach zwei Wochen kaputt gehen, sie durfte in der Produktion nicht mehr als 15 Dollar kosten, sie musste auf einer Schreibtischoberfläche und auf einer Bluejeans funktionieren. Die Apple Entwickler zogen los und kauften alle Deo-Roller, die sie finden konnten, es war der Beginn der Apple Maus.

1984 präsentierte Steve Jobs seinen Macintosh. Der erste in größeren Stückzahlen produzierte Personal Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Auch diese Präsentation wurde aufgezeichnet und ist in unserem kollektiven Gedächtnis wohl prominenter abgespeichert.

Ist doch immer wieder schön anzusehen.

Das Rezept für eine Innovation scheint also recht einfach zu sein: Man stolpert über eine revolutionäre Idee, entwickelt ein marktfähiges Konzept – inspiriert durch eine einzigartige Vision, man akzeptiert das Risiko und investiert eine Menge Arbeit. Und wenn’s klappt, dann stellt sich bestimmt dieses wohlige, königliche Gefühl ein.

Wenn mir mal wieder nach diesem königlichen Gefühl ist habe ich also die Wahl: Ich mache es wie Steve Jobs, oder ich gehe einen Berg besteigen.

Innovationen Teil 2

URL: Innovationen. Oder was man tun kann, um sich wie Steve Jobs zu fühlen.
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